Blick aus Helikopter


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Die Quartierstrasse ist hier zu Ende. Hinter einem Wiesenstreifen zeigen Büsche die Nähe des Wassers an: Das 'letzte Haus an der Strasse' - soll es als Schlussstein eines dichten Siedlungsraums die klare Grenze setzen, die signalisiert, dass hier die Stadt zu Ende ist? Oder eher den Kontrast entschärfen, als Filter zwischen zwei unterschiedlichen Grossräumen die Natur hereinholen und die Stadt sanft auslaufen lassen?
Eingangspartie
Freitag, 18:45 Uhr

Dieses Haus hat sich für ein 'Sowohl als Auch' entschieden: Es rückt von der Siedlungsgrenze zurück, hinein in die Stadt, aber reckt sich zugleich doch weit auskragend dem offenen Feld und dem Fluss entgegen. Es hüllt sich ein in ein einziges, schweres, vielfach zum komplexen Raumkontinuum gefaltetes Stück Beton und wiegt sich doch leicht wie ein Blatt auf Riesengräsern, lässt sich tragen von einem Wald aus Bambusstangen. Im Erdgeschoss öffnet es sich dem Strassenraum. Von hier aus führt ein dem Baukörper vorgeschaltetes Treppenhaus am Strassenraum entlang, an Eisenstreifen und Bambusrohren vorbei als weit auskragender Arm ins Obergeschoss. Dies schafft im Erdgeschossbereich eine Öffnung zum Naturraum - das Haus wird zum Tor der Stadt.
Aufgang zu Küche und Hauptraum
Freitag, 18:46 Uhr

Oben weitet sich der Arm, springt dann in der Mitte wieder um eine Raumtiefe zurück und schafft im rückwärtigen Bereich der Parzelle im Obergeschoss eine grosszügige Plattform zum Wohnen. Das Attikazimmer wird ebenfalls wieder über die äussere Schicht erschlossen, nun aber im rechten Winkel zur unteren Treppe an der Wand zum Nachbarhaus: Die Treppenräume winden sich als eigene, schützende Raumhülle um den Kern. Das Haus sitzt im Dickicht der Halme wie ein sicheres 'Nest'.
Küche
Samstag, 17:00 Uhr

Der Innenraum nimmt die Bewegung dieser spiralförmigen Umwicklung auf und öffnet sich von Geschoss zu Geschoss, Raumschicht zu Raumschicht in andere Aussenbereiche: Das rückwärtige Zimmer im Erdgeschoss öffnet sich nach Nordosten in Richtung Strasse in eine vor Einblicken geschützte Nische und führt von hier aus in den durch die vorspringende obere Plattform grossflächig überdeckten, nach Südosten offenen Gartenraum. Die Treppe endet im Obergeschoss auf einem Podest des auskragenden Arms. Hier liegt die Küche, die sich ebenfalls zur Strasse orientiert. Leicht zurückversetzt schliesst die grosse Wohnfläche an. Sie besetzt die Mitte des Hauses und öffnet sich über grösszügige Verglasungen nach Süd/Südost weit dem offenen Aussenraum Richtung Kanal und Fluss. Das Attikazimmer darüber hält zwar auch Kontakt zum Wasser, dreht sich über die Terrasse jedoch nach Südwest zur rückwärtig anstossenden Parzelle.
Wohnraum
Montagmorgen, 07:14 Uhr

Der skulpturale Baukörper springt vor und zurück, dreht und wendet sich, schliesst sich ab und macht auf und schafft so überall geschützte Nischen und weite Öffnungen - und immer wieder neue, andere, überraschende Ein-, Aus- und Durchblicke. Auf der Grenze zwischen 'Stadt' und 'Natur' führt das Haus die beiden so unterschiedlichen Bereiche zusammen. Es lässt Beton - über die braune Einfärbung - zu 'Erde' werden, verwandelt Baumbusrohre in Eisenstreifen und schafft daraus Neues, wird zur eigenen 'künstlichen Natur'.
Pläne EG, OG und DG

Grundrisse Erd-, Ober- und Dachgeschoss (vlnr)



¬  Architektur: Christian Waldvogel.  ¬  Statik: Conzett, Bronzini, Gartmann; Chur.  ¬  Möbel: Le Corbusier, Frédéric Dedelley, Mies van der Rohe, Alban Schär & Lukas Pfister, Stefan Stauffacher, Stockwerk3, Christian Waldvogel.  ¬  Kunst: Andreas Holstein, Mirjam Staub, smarch, Christian Waldvogel.